„Welche Radverkehrsführung am meisten Menschen aufs Rad bringt, müssen Sozialwissenschaften sagen. Das ist keine Aufgabe für Ingenieure“. Diese Aussage von Burkhard Stork, Bundesgeschäftsführer des ADFCs bringt unseres Erachtens ganz auf den Punkt, dass es bei uns in der Stadt Landsberg bei der Verkehrsplanung für Radfahrer um erheblich mehr als einen Radstreifen, einen Lückenschluss oder einen neuen Radweg geht.
Die Staatsregierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass der Anteil des Radverkehres bayernweit auf 20% bis zum Jahr 2025 ansteigen soll. In Landsberg haben wir zur Zeit bei Kurzstrecken von 2 – 3 km einen Anteil von Radfahrern von 14%, den wir lt. unserer „Gesamtstrategie 2035“ mindestens verdoppeln wollen. Hierzu braucht unsere Stadt auf jeden Fall ein flächendeckendes Radverkehrsnetz. Doch dies wird alleine nicht reichen, man muss genauer auf das Mobilitätsverhalten hinschauen, denn die Wahl des Verkehrsmittels hängt sehr stark von psychologischen Mustern, wie z.B. von subjektiven Wahrnehmungen und Gewohnheiten ab. Die Herausforderung dabei ist, dass ca. 80% dieser Entscheidungen klassische „Bauchentscheidungen“ sind und nur 20% auf der Sachebene stattfinden.
Was heißt dies konkret für unsere Radverkehrsplanung?
Einen Punkt hierzu greifen wir mal heraus – Radfahrer wollen auf jeden Fall sicher unterwegs sein. Nicht nur die wirklich passierten Unfälle, sondern insbesondere die Beinnaheunfälle, die leider fast schon jeder Radfahrer im Stadtgebiet sicherlich mal erlebt hat, können den ein oder anderen dazu bewegen das Radfahren einzuschränken oder sogar darauf zu verzichten.
Leider haben auch unsere teilweise stark benutzen Radverbindungen (z.B. Radwege an der B17 alt) Schwachstellen, die dringend verbessert werden müssen. Nach der bayerischen Verkehrsstatistik 2018 gab es 10% mehr tödlich verunglückte Radfahrer als im Jahr 2017. Interessant ist hierbei übrigens auch, dass in geschlossenen Ortschaften seit Jahren mehr Rad- als Autofahrer sterben.
Wir müssen in Landsberg mehr auf vom Auto- und auch Fußgängerverkehr getrennte Radwege setzen, denn nur diese bieten die nötige Sicherheit für alle Radfahrer – ob für den routinierten Alltagsradler, den Gewohnheitsradler oder Gelegenheitsradler.
„Die Menschen in unseren Kommunen wollen mehr Radverkehr, dafür muss sich die Verkehrsplanung noch stärker an ihren Bedürfnissen ausrichten“ so Matthias Dießl, Landrat des Landkreises Fürth. Dieses gilt auch für unseren Landsberger Verkehrsentwicklungsplan, der Bestandteil des neuen Flächennutzungsplans ist. Darin soll ein Fußwege- und Radverkehrskonzept auf jeden Fall berücksichtigt werden.
Bringen Sie sich bitte bei den Bürgerbeteiligungsforen zum Verkehrsentwicklungsplan mit ein, denn bei der Umsetzung kommt es auch entschieden auf das Mobilitätsverhalten von jedem einzelnen an. Am 9. April besteht dazu eine erste Gelegenheit : In einer großen Bürgerinformationsveranstaltung wird der Flächennutzungsplan mit Verkehrsentwicklungsplan vorgestellt. Danach wollen wir zusammen mit der interessierten Bevölkerung Strategien für eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung partnerschaftlich erarbeiten .
Moritz Hartmann