35 Jahre SuperGAU im Kernkraftwerk in Tschernobyl

In der Nacht auf den 26. April 1986 wurde das AKW Tschernobyl in der Ukraine von einer gewaltigen Explosion regelrecht zerfetzt. Es ist zwar 1.000 Kilometer weit weg. Doch der Dreck von dort fiel auch in Deutschland vom Himmel. Und er änderte viel.

Hilflos reagierten die deutschen Behörden, als die radioaktive Wolke über Bayern abregnete und die Wiesen und Spielplätze verstrahlte und die Salatköpfe verseuchte.

Der Wind trug die radioaktive Wolke auch über Landsberg und ein stärkerer Regen in der Nacht zum ersten Mai 1986 sorgte dafür, dass durch die Strahlung auch unsere Böden radioaktiv kontaminiert wurden.

Unsere damalige Stadträtin Uschi Hartmann († 2000) war zu dieser Zeit Referentin für Spielplätze und Kindergärten und brachte die hiesigen Auswirkungen des weit weg erscheinenden SuperGAUs in den Landsberger Stadtrat und sorgte insbesondere beim zweiten Antragspunkt für hitzige Diskussionen – wie man dem damaligen Protokoll des Umweltausschusses entnehmen kann.

Aus dem Landsberger Tagblatt v. 21./22. Juni 1986

Uschi Hartmann brachte in einem Bericht über „Was sich für die Familie Hartmann nach der Reaktorkatastrophe verändert hat“ sehr gut das Gefühl der GRÜNEN auf den Punkt, welches sich gut mit Angst und Wut beschreiben lässt: „Wut über die Verharmlosung, die schon Wahnsinn war, und Angst über die Folgen“.

Aus dem Landsberger Tagblatt v. 26. April 1991

Der Super-GAU von Tschernobyl zerstörte Leben, Gesundheit, Familien und Heimat von Millionen Menschen, und das längst nicht nur in der direkten Umgebung des AKW. Tausende Säuglinge starben, die Zahl schwerer Fehlbildungen nahm zu. Noch immer sind riesige Gebiete in Europa mit radioaktivem Cäsium kontaminiert. Wildschweine und Pilze aus manchen Regionen Deutschlands dürfen bis heute nicht verzehrt werden. Genetische Schäden werden noch in 300 Jahren auftreten.

Auch nach 35 Jahren bleibt Tschernobyl für uns eine Mahnung. Noch immer sind zwei Reaktoren in Bayern in Betrieb (Gundremmingen C und Isar II). Vor den Toren Münchens steht ein Atomforschungsreaktor, der noch immer mit hoch angereichtem, waffenfähigem Uran bestückt wird. Und in den drei Bayerischen Zwischenlagern stehen weit mehr als 100 Castoren mit fast 2000 Tonnen hochradioaktiven abgebrannten Brennelementen.

Die Atomgefahr ist also auch am 35. Jahrestag von Tschernobyl noch lange nicht vorbei.